Die Rolle des Handels
Über verschiedene Mechanismen nimmt der Handel einen unmittelbaren Einfluss auf die Marktzyklen von Produkten und das Verhalten von Konsument*innen – mit positiven und negativen Folgen für Gesellschaft und Umwelt.
Ein unter Politiker*innen, Unternehmensvertreter*innen und Wissenschaftler*innen gegenwärtig viel debattiertes Konzept zur Gestaltung einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaft ist die Circular Economy. Der Kerngedanke besteht darin, die derzeitigen dominanten Produktions- und Konsumsysteme , die einem linear arrangierten „take-make-use-dispose“ Schema folgen, durch einen zirkulär ausgerichteten „Refuse-Reduce-Reuse-Recycling“ Modus zu ersetzen. So sollen geschlossene Wertschöpfungs“kreisläufe“ die uns allgegenwärtig bekannten endlichen Wertschöpfungs“ketten“ kreativ ersetzen, um den Austrag gesundheits- und naturschädigender Stoffe zu minimieren, dem Trend der Rohstoffverknappung entgegenzuwirken und Abfallberge erst gar nicht entstehen zu lassen [1] .
Der englische Begriff der Circular Economy umfasst inhaltlich einen weitreichenderen Ansatz der Zirkularität im Vergleich zum deutschen Begriff der Kreislaufwirtschaft, der vor allem Recyclingprozesse von Produkten und Materialien einschließt. Vielmehr sollen Produkte und die auf ihre Attribute speziell zugeschnittenen Dienstleistungen so designt werden, dass sie deutlich intensiver und länger genutzt werden können. Produkte sollen repariert, aufgerüstet, wiederveräußert, wiederaufbereitet, sie sollen verfügbar und erfahrbar gemacht werden, wobei Eigentum keine unabdingbare Voraussetzung für ihre Nutzung darstellt. Ökonomische Wertschöpfungsprozesse entkoppeln sich dementsprechend vom Verbrauch endlicher Naturressourcen und lokalisieren sich in die Nähe der Produktnutzungsorte, um den User*innen sofortige Zugänglichkeit, einfache Handhabung und jederzeitige Flexibilität zu gewährleisten. Neben der Zielsetzung, die menschliche Belastung auf Ökosysteme drastisch zu reduzieren, werden die Prinzipien der Circular Economy ebenfalls als Unterbau einer resilienten Wirtschaft angesehen, indem Abhängigkeiten von Rohstoffimporten und volatilen Rohstoffmärkten reduziert und somit Versorgungsrisiken antizipiert werden können [2] .

Abbildung 1: Die geschlossenen Kreisläufe der Circular Economy
Neuartiges zirkuläres Geschäftsmodell- und Produktdesign, neue Formen der Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmensnetzwerken sowie zwischen Unternehmen und Produktnutzer*innen, die effektive Anwendung digitaler Technologien, eine Bildungsoffensive sowie die Reformierung politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen stellen erste praktische Orientierungskorridore dar, die einen graduellen Übergang zu einer zirkulären Wirtschaft ermöglichen sollen [3] .
Sowohl der im Jahr 2020 von der Europäischen Kommission präsentierte „Circular Economy Action Plan“, der dem „European Green Deal“ als strategischer Eckpfeiler dient, als auch das im gleichen Jahr verabschiedete Ressourceneffizienzprogramm „ProgRess III“ der deutschen Bundesregierung unterstreichen exemplarisch die politische Intention, das Konzept der Circular Economy zu fördern [4,5] .
Sprungmarke Literatur/Quellen
[1] Hofmann, Florian/ Zwiers, Jakob/ Jaeger-Erben, Melanie/ Marwede, Max (2018): Circular Economy als Gegenstand sozial-ökologischer Transformation? In: Jahrbuch für nachhaltige Ökonomie 2018|2019. Brennpunkt: Die Zukunft des nachhaltigen Wirtschaftens. Marburg: Metropolis Verlag. 215 – 228. ISBN 978-3-7316-1339-8
[2] Hofmann, Florian (2019): Circular business models: Business approach as driver or obstructer of sustainability transitions? Journal of Cleaner Production 224 (2019), 361 – 374. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2019.03.115
[3] Jaeger-Erben, M., Hofmann, F., 2019. Kreislaufwirtschaft – Ein Ausweg aus der sozial- ökologischen Krise? Schriftenreihe Nachhaltigkeit: Eine Veröffentlichung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.
[4] European Kommission, 2020. Circular Economy Action Plan - For a cleaner and more competitive Europe. Brüssels.
[5] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, 2020. Deutsches Ressourceneffizienzprogramm III 2020 – 2023 Programm zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der natürlichen Ressourcen. Berlin.
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