Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Reparieren für sinnvoll und umweltschonend hält, werden Elektrogeräte in Deutschland noch viel zu selten repariert. Die professonielle Reparatur gilt oft als zu teuer und für das Selbst-Reparieren eines Elektrogeräts fehlt es vielen Menschen an Wissen und Erfahrung. Doch zum Glück gibt es online und lokal immer mehr Angebote (z.B. Repair-Cafés) um bei einer Reparatur Unterstützung zu bekommen. Damit es gar nicht erst zu Defekten kommt, ist aber auch die richtige Pflege von Technik ein oft vergessener, aber umso wichtigerer Schritt für langlebige Technik.
Technik pflegen? Aber richtig!
So schonst Du deinen Akku
Das komplette Entladen des Akkus ist also bei neueren Geräten weder möglich noch nötig. Es gilt: Eine Ladung zwischen 20 und 80 Prozent ist ideal. Idealerweise lässt du das Gerät dann am Stück laden, anstatt es immer wieder an- und auszustecken. Auf zu viel Spannung reagieren die Akkus empfindlich [3]
. Um die ideale Maximalaufladung von 80 Prozent zu ermöglichen, gibt es mittlerweile auch kleine Software-Helfer: Bei Apple passt seit macOS Catalina 10.15.5
die „Batteriezustandsverwaltung“ die Aufladung an die jeweiligen Nutzungsgewohnheiten an.
Tipp: Dein Akku lebt länger, wenn Du Extremtemperaturen vermeidest. Apple z.B. empfiehlt als Umgebungstemperatur für Macbooks beispielsweise 10 bis 35 Grad
. Mittlerweile verfügen einige Geräte auch über Temperatursensoren – ist der Akku zu kalt oder zu heiß, wird er nicht mehr oder zumindest nicht über einen bestimmten Prozentsatz geladen.
4 Punkte, die vor jeder Reparatur überprüft werden sollten
1. Rechtlicher-Check: Ist dein kaputtes Gerät noch neu(er)? Dann prüf zuerst, ob Du noch Anspruch auf die Gewährleistung
hast oder zusätzliche Garantien vom Hersteller angeboten werden.
Tipp: Innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Kauf gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf kostenlose Reparatur oder Ersatz. Für ein einwandfreies Produkt hat der Händler zu sorgen, bei dem das Produkt erworben wurde. Die Verbaucherzentrale empfiehlt innerhalb der zweijährigen Gewährleistungsfrist
auf eigene Reparaturversuche verzichten, um dieses Recht nicht zu verlieren [1]
. Zusätzlich übernehmen einige Hersteller für ihre Produkte auch Garantien
. Wichtig: Um den Anspruch auf Reparatur oder Ersatz durchsetzen zu können, sollten Garantie- und Kaufbeleg aufbewahrt werden.
2. Technik-Check: Wie leicht lässt sich dein Gerät auseinander nehmen? Bieten Hersteller oder Händler eigene Ersatzteile an? Erste Hinweise auf leichte Reparaturmöglichkeiten sind ein leicht zu öffnendes Gehäuse. Plattformen wie IFixIt
bieten für viele gängige Smartphone-Modelle (Repairability Score) eine Übersicht wie leicht das jeweilige Gerät zu reparieren ist.
Tipp: Gute Anzeichen für leichte Reparierbarkeit sind: herausdrehbaren Schrauben, leicht austauschbare Akkus und Bauteile. Beim Händler oder direkt beim Hersteller kann nachgefragt werden, ob und wie lange Ersatzteile für ein Produkt verfügbar sind. Die Testberichte (z.B. Stiftung Warentest) und Produkte, die das Umweltzeichen "Blauer Engel" tragen, geben auch oft Hinweise, wie lange Geräte halten und ob sie gut zu reparieren sind [1]
.
3. Selbst-Check: Traust Du dir eine Reparatur selbst zu? Hast Du Leute in deinem Umfeld, die Dir helfen können? Wie viel Geld kosten die nötigen Ersatzteile? Traust Du dir eine Reparatur nicht selbst zu, erkundige Dich über Reparatur-Services, bei kleinen Einzelhändlern oder in großen Elektronikläden, wo Du die Reparatur in Auftrag geben kannst. Solltest Du eine Reparatur selbst austesten wollen, gibt es in so genannten Repair-Cafés tolle Angebote, bei denen Du Hilfe von anderen bekommen kannst (siehe Netzwerk Reparatur-Initiativen
). Für viele Produkte gibt es Reparaturanleitungen im Internet, das kann Dir schon einmal helfen einen Eindruck zu bekommen, mit welcher Form von Unterstützung du Dir eine Reparatur vorstellen kannst.
4. Daten-Sicherung: Sichert euch vor der Reparatur (egal ob selbst oder extern durchgeführt) unbedingt eure persönlichen Daten. Nur dann bist Du auch vor Datenverlust geschützt, wenn die Informationen wegen eines Totalschaden nicht oder nur noch für viel Geld zu retten sind.
Wann lohnt sich eine Reparatur?
Das hängt von der Schwere des Defekts und der Gerätekategorie ab. Bei Smartphones und Handys kommt es auf den Defekt an. Gut reparieren lassen sich u.a. kaputte Displays, schlappe Akkus, defekte Tasten wie etwa Home- oder Powerbuttons, Anschlüsse wie Lade- oder Kopfhörerbuchsen. Die Ausgaben dafür liegen spürbar unter dem Preis für ein neues Gerät [2]
. Wie leicht die jeweilige Reparatur dann ist, hängt zusätzlich von deinem Smartphone-Modell ab. Ist der Bildschirm verklebt? Kommt man gut an den Akku dran oder braucht es dafür spezielles Werkzeug? Plattformen wie IFixIt
bieten für viele gängige Smartphone-Modelle eine Übersicht, wie leicht das jeweilige Gerät zu reparieren ist. Außerdem finden sich auf YouTube viele Anleitungen zur Selbstreparatur.
Schwierigere Reparaturen entstehen bei einem Wasserschaden. Die Reparatur ist aufwändig und eingedrungene Flüssigkeit kann sogar zum Totalausfall führen. Unter Umständen ist hier ein Neukauf die bessere Lösung [2]
.
Unser Tipp: Auch nicht mehr zu reparierende Handys gehören nicht in den Müll. Sie lassen sich oft noch verkaufen oder an Organisationen spenden
, denn mit dem Erlös der wertvollen Rohstoffe werden z.B. soziale und ökologische Projekte unterstützt.
Lieber selber Reparieren oder zu einem Reparatur-Service bringen?
Du bist Reparatur-Profi? Na dann, schau Dir die vielen Online-Reparatur Anleitungen auf YouTube an und viel Spaß beim Schrauben!
Du willst eine Reparatur selbst ausprobieren, aber Dir fehlt das nötige Wissen oder Du wünscht dir Unterstützung? Es gibt Unterstützung! Vielleicht könnte ja das Repaircafé in der Nachbarschaft
eine Option sein? Dort bieten Bastler*innen und Fachleute aus verschiedenen handwerklichen Richtungen kostenlos und ehrenamtlich Anleitungen zur Selbsthilfe. Für viele defekte Alltagsgegenstände oder deren Teile – etwa fürs kaputte Display eines Smartphones – sind spezielle Reparatur-Sets erhältlich (am günstigsten online). Diese kannst Du dir vorher besorgen und dann mit den Teilen in das Café gehen. Besitzer*innen von defekten Gegenständen tragen allerdings das Risiko, falls eine Reparatur misslingt oder dadurch ein Schaden verursacht wird.
Du willst dich erstmal über Möglichkeiten erkundigen? FixFirst
vermittelt Reparaturdienstleistungen. Anhaltspunkte für Preise kannst Du online recherchieren (zum Beispiel bei kaputt.de
). Um auf Nummer Sicher zu gehen, kannst Du dir einen schriftlichen Kostenvoranschlag einholen. Nicht jede Profi-Werkstatt bietet faire Preise und guten Service an, deshalb empfehlen die Verbraucherzentralen einen Kosten- und Leistungsvergleich von mehreren Anbietern einzuholen und ggf. im vornherein einen Festpreis vereinbaren, der nicht überzogen werden darf [1]
.
Warum Reparieren?
Neben den ökologischen Vorteilen, ermöglicht eine Reparatur das Weiternutzen von Zubehörteilen, den gewohnten Einstellungen und kein Stress beim Aussuchen von neuer Technik in dem vorhandenen Überangebot.
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