Die Rolle des Handels
Über verschiedene Mechanismen nimmt der Handel einen unmittelbaren Einfluss auf die Marktzyklen von Produkten und das Verhalten von Konsument*innen – mit positiven und negativen Folgen für Gesellschaft und Umwelt.
Ökodesign ist ein Prozess, um ein Produkt umweltfreundlicher zu gestalten. Kern von Ökodesign ist den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu betrachten – also von der Materialgewinnung bis zum Produktrecycling am Ende des Lebenszyklus. In der Design- und Produktplanungsphase können Hersteller Einfluss auf jede Phase des Lebenszyklus nehmen.
Idee des Ökodesigns ist es, bereit im Entwurfs- und Entwicklungsprozess eine mögliche geringe negative Umweltbelastungen in allen Lebenszyklusphasen einzuleiten. Denn im Designprozess eines Produktes, also noch vor der Herstellung, besteht die größte Freiheit, Änderungen und Verbesserungen an dem Produkt vorzunehmen [1] .
Die Lebenszyklusphasen eines Produktes umfassen den Rohstoffabbau, Herstellung, Marketing & Vertrieb, Nutzung und die Entsorgung bzw. das Lebensende.
Folgende Graphik veranschaulicht die fünf Lebenszyklusphasen (Rohstoffabbau, Herstellung, Marketing & Vertrieb, Nutzung und Lebensende) inklusive Inputs und Outputs, die zu negativen Umweltwirkungen führen können.
Abbildung 1: Lebenszyklusphasen inklusive Inputs und Outputs
Klassische Kernelemente des Lebenszyklusdenkens sind
a) das Ziel zu haben, die schädlichen Umweltauswirkungen des Produkts insgesamt zu minimieren
b) die Identifizierung, Qualifizierung und, wo möglich, Quantifizierung der wesentlichen Umweltaspekte eines Produktes
Wie jeder Prozess hat der Ökodesign-Prozess unterschiedliche Phasen und es gibt nicht den einzig richtigen Prozess. Im Prinzip lässt sich der Entwicklungsprozess aber unterteilen in Recherchephase, Definitionsphase, Entwicklungsphase und Umsetzungsphase. In unserem Forschungsprojekt haben wir diese Phasen weiter ausdefiniert:

Abbildung 2: Design Thinking Prozess, Darstellung von Fraunhofer IZM angelehnt an den Double Diamond des UK Design Councils
Das Konzept des Ökodesigns wurde in der letzten Zeit wegen der aufkommenden Bedeutung der Circular Economy erweitert. In der Circular Economy geht es darum, dass ein Produkt so lange wie möglich seine Funktion (für Herstellende und Nutzer*innen) erfüllt und wertvoll bleibt. Das geschieht durch eine Kombination aus „Circular Design“-Strategien und bestimmte Geschäftsmodellen wie Sharing oder Pay-per-Use. Werden Ökodesign und Circular Economy kombiniert, geht es beim „Circular Design“ darum, dass Produkt-Dienstleistungssysteme so gestaltet werden, dass das Produkt möglichst lange in der Nutzung bleibt. Dazu gehört unter anderem, dass es Reparaturdienstleistungen gibt und die Produkte reparierbar sind oder dass sie von mehreren Nutzenden geteilt werden können.
Hier spielen auch die Bedürfnisse der Nutzenden und die Nutzungsfreundlichkeit eine große Rolle. Die Leistung, die das Produkt erbringt, tritt in den Vordergrund, nicht der Besitz des Produktes. Es geht also nicht nur um Produktdesign, sondern vielmehr um Ökosystemdesign, weil das gesamte System um das Produkt gestaltet werden muss. Dazu gehören alle Dienstleitungen rund um das Produkt, das passende Geschäftsmodell, die zirkulären Produkt-, Material-, Geld- und Informationsflüsse im System und die entsprechenden Kooperationsformen entlang der Wertschöpfungskreisläufe.
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Abbildung 3: Circular Designstrategien, [(C) Ronja Scholz, Fraunhofer IZM]
Im Prinzip geht es nicht mehr primär um den Besitz des Produkts, sondern wie die Bedürfnisse der Nutzer*innen mit so wenig Ressourcen wie möglich erfüllt werden können. So steht zum Beispiel nicht mehr der einzelne PKW-Besitz im Vordergrund, sondern die Ermöglichung von Mobilität und mit welcher Verkehrsmittelkombination eine Person am schnellsten und umweltfreundlichsten von A nach B kommt. Dazu braucht es mehr als das reine Produktdesign. Es geht um das Erkennen des Bedarfs (Mobilität) und der Bedürfnisse (schnell). Es müssen die relevanten Mobilitätsakteure und verfügbaren oder ausbaubaren Verkehrsmittel zusammengebracht werden. Eine gemeinsame Dienstleistung, ein Geschäftsmodell, und eine digitale Infrastruktur müssen entwickelt und aufbaut werden. Damit kommt Service Design, System Design und Geschäftsmodellentwicklung zusammen, um eine Systemlösung zustande zu bringen.
Sprungmarke Literatur/Quellen
[1] IEC 62430, Environmentally conscious design for electrical and electronic products
Über verschiedene Mechanismen nimmt der Handel einen unmittelbaren Einfluss auf die Marktzyklen von Produkten und das Verhalten von Konsument*innen – mit positiven und negativen Folgen für Gesellschaft und Umwelt.
Die 'geplante Obsoleszenz', das heißt der bewusste Einbau von Fehlern und Sollbruchstellen wird in den Medien immer wieder angeprangert. Dabei kursieren seit vielen Jahren immer ähnliche Geschichten. Wir haben in der Forschungsgruppe rund 200 Artikel aus regionalen und überregionalen Zeitungen zum Thema Kurzlebigkeit ausgewertet.
In den letzten Jahrzenten wurden immer mehr Technikprodukte produziert. Die Kurzlebigkeit dieser Produkte beschleunigt diesen Trend und führt zu Bergen von Elektroschrott. Das hat jedoch drastischen Auswirkung auf das Klima, die Umwelt und Menschen.
von Luisa Stuhr
Gerade bringt die EU das Recht auf Reparatur auf den Weg. Was das genau beinhaltet und wann es besser ist zu reparieren als wegzuschmeißen, darüber hat hr Info mit Melanie Jaeger-Erben gesprochen.
von Luisa Stuhr
Vom Loch im Fahrradreifen bis zum defekten Wasserkocher – mit etwas Geduld und Geschick lässt sich so mancher kaputter Gegenstand wieder instand setzen. Melanie Jaeger-Erben und Sabine Hielscher sprechen in Folge 71 des Nachhaltigkeitspodcasts GRÜNLAND.
von Luisa Stuhr
Für die aktuelle Ausgabe der SUPERillu spricht Melanie Jaeger-Erben darüber, wie wichtig die Einstellung zu den eigenen Geräten ist: „Wenn wir Dinge wertschätzen und pfleglich behandeln, werden wir sie auch lange Zeit nutzen können.“
In unserem Blog berichtet unser Wissenschaftler*innen-Team über aktuelle Beispiele von kurz- und langlebigen Produkten und stellt die neuesten Forschungsprojekte & Ergebnisse vor.
Kurzlebige Technik hat viele Ursachen und Erscheinungsformen. Die Verantwortung hierfür nur bei den Hersteller oder den Konsument*innen zu suchen, greift zu kurz. Wir schauen uns das genauer an.
Ihr Mixer ist schon zum dritten Mal mit umgezogen? Die Kamera kommt noch von Opa? Teilt Bilder & Geschichten von euren alten und noch immer funktionierenden Technikprodukten und werdet Teil der #LangLebeTechnik Sammlung.