Hintergrund

Ökodesign

Ökodesign ist ein Prozess, um ein Produkt umweltfreundlicher zu gestalten. Kern von Ökodesign ist den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu betrachten – also von der Materialgewinnung bis zum Produktrecycling am Ende des Lebenszyklus. In der Design- und Produktplanungsphase können Hersteller Einfluss auf jede Phase des Lebenszyklus nehmen.

Photo by Vlad Kutepov on Unsplash

Mit Produktdesign Umweltbelastungen in allen Lebenszyklusphasen reduzieren

Idee des Ökodesigns ist es, bereit im Entwurfs- und Entwicklungsprozess eine mögliche geringe negative Umweltbelastungen in allen Lebenszyklusphasen einzuleiten. Denn im Designprozess eines Produktes, also noch vor der Herstellung, besteht die größte Freiheit, Änderungen und Verbesserungen an dem Produkt vorzunehmen [1] .

Lebenszyklusphasen

Die Lebenszyklusphasen eines Produktes umfassen den Rohstoffabbau, Herstellung, Marketing & Vertrieb, Nutzung und die Entsorgung bzw. das Lebensende.

Folgende Graphik veranschaulicht die fünf Lebenszyklusphasen (Rohstoffabbau, Herstellung, Marketing & Vertrieb, Nutzung und Lebensende) inklusive Inputs und Outputs, die zu negativen Umweltwirkungen führen können.

Lebenszyklusphasen inklusive Inputs und OutputsAbbildung 1: Lebenszyklusphasen inklusive Inputs und Outputs

Klassische Kernelemente des Lebenszyklusdenkens sind

a) das Ziel zu haben, die schädlichen Umweltauswirkungen des Produkts insgesamt zu minimieren

b) die Identifizierung, Qualifizierung und, wo möglich, Quantifizierung der wesentlichen Umweltaspekte eines Produktes

 

Die vier Phasen des Ökodesign-Prozesses

Wie jeder Prozess hat der Ökodesign-Prozess unterschiedliche Phasen und es gibt nicht den einzig richtigen Prozess. Im Prinzip lässt sich der Entwicklungsprozess aber unterteilen in Recherchephase, Definitionsphase, Entwicklungsphase und Umsetzungsphase. In unserem Forschungsprojekt haben wir diese Phasen weiter ausdefiniert:

  • In der Recherchephase werden auf der einen Seite die Umweltauswirkungen der aktuellen Lösungen identifiziert und auf der anderen Seite die Bedürfnisse der Nutzer*innen.
  • Wenn die Herausforderungen identifiziert wurden, werden in der Definitionsphase die Zielstellung und die Anforderungen an zukünftige Lösungen definiert.
  • In der Entwicklungsphase werden Ideen/Konzepte für eine Lösung der Herausforderungen entwickelt und validiert. Danach werden die konkreten Technologien, Prozesse, Partner, Dienstleistungs- und Geschäftsmodelle ausgewählt und weiterentwickelt. Dadurch können die Lösung prototypisiert werden, um sie schließlich auf Umweltauswirkungen und Nutzer*innenfreundlichkeit zu testen. Hier ist es wichtig die “Ökobilanz ” der Lösung abzuschätzen oder zu berechnen, ob diese auch wirklich aus “Umweltsicht” entlang des Lebenszyklus zu einer Entlastung führen.
  • Dann kommt erst die Umsetzungsphase mit der Einführung des Produktes in den Markt. Konträr zur Darstellung darf man sich das nicht als linearen Prozess vorstellen, sondern er läuft in Schleifen und iterativ ab.

Design Thinking Prozess, Darstellung von Fraunhofer IZM angelehnt an den Double Diamond des UK Design Councils

Abbildung 2: Design Thinking Prozess, Darstellung von Fraunhofer IZM angelehnt an den Double Diamond des UK Design Councils

Ökodesign + Circular Economy = Circular Design

Das Konzept des Ökodesigns wurde in der letzten Zeit wegen der aufkommenden Bedeutung der Circular Economy erweitert. In der Circular Economy geht es darum, dass ein Produkt so lange wie möglich seine Funktion (für Herstellende und Nutzer*innen) erfüllt und wertvoll bleibt. Das geschieht durch eine Kombination aus „Circular Design“-Strategien und bestimmte Geschäftsmodellen wie Sharing oder Pay-per-Use. Werden Ökodesign und Circular Economy kombiniert, geht es beim „Circular Design“ darum, dass Produkt-Dienstleistungssysteme so gestaltet werden, dass das Produkt möglichst lange in der Nutzung bleibt. Dazu gehört unter anderem, dass es Reparaturdienstleistungen gibt und die Produkte reparierbar sind oder dass sie von mehreren Nutzenden geteilt werden können.

Hier spielen auch die Bedürfnisse der Nutzenden und die Nutzungsfreundlichkeit eine große Rolle. Die Leistung, die das Produkt erbringt, tritt in den Vordergrund, nicht der Besitz des Produktes. Es geht also nicht nur um Produktdesign, sondern vielmehr um Ökosystemdesign, weil das gesamte System um das Produkt gestaltet werden muss. Dazu gehören alle Dienstleitungen rund um das Produkt, das passende Geschäftsmodell, die zirkulären Produkt-, Material-, Geld- und Informationsflüsse im System und die entsprechenden Kooperationsformen entlang der Wertschöpfungskreisläufe.

Circular Designstrategien, [(C) Ronja Scholz, Fraunhofer IZM]

Abbildung 3: Circular Designstrategien, [(C) Ronja Scholz, Fraunhofer IZM]

Im Prinzip geht es nicht mehr primär um den Besitz des Produkts, sondern wie die Bedürfnisse der Nutzer*innen mit so wenig Ressourcen wie möglich erfüllt werden können. So steht zum Beispiel nicht mehr der einzelne PKW-Besitz im Vordergrund, sondern die Ermöglichung von Mobilität und mit welcher Verkehrsmittelkombination eine Person am schnellsten und umweltfreundlichsten von A nach B kommt. Dazu braucht es mehr als das reine Produktdesign. Es geht um das Erkennen des Bedarfs (Mobilität) und der Bedürfnisse (schnell). Es müssen die relevanten Mobilitätsakteure und verfügbaren oder ausbaubaren Verkehrsmittel zusammengebracht werden. Eine gemeinsame Dienstleistung, ein Geschäftsmodell, und eine digitale Infrastruktur müssen entwickelt und aufbaut werden. Damit kommt Service Design, System Design und Geschäftsmodellentwicklung zusammen, um eine Systemlösung zustande zu bringen.

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Literatur/Quellen

[1] IEC 62430, Environmentally conscious design for electrical and electronic products

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